zentgraf@enos.eu

500 Jahre Reformation 1517-2017 - Die neue Zeit braucht neue Thesen

 

95 Thesen im Jahre 2017

 

__________________________________________________________________________________________________________

 

Philosophie, Politik und Ökonomie

 

01. Vom homo sapiens, zum oeconomicus, zum homo digitalis und zum Algorithmus, ist das der Weg?

 

02. Der homo sapiens verschmilzt mit 4.0 zu einem System, was nur noch 0 und 1 ist.

 

03. Spieltheorie aus der Zeit des Kalten Krieges reduziert den Menschen als ein egoistisches Monster, was seine alleinige Eigenschaft ist. Alternativen nein.

 

04. Nummer 1 (der Mensch, du, ich usw.) wird Nummer 2 (homo digitalis).

 

05. Die Politik wurde von der Ökonomie verdrängt.

 

06. Die reale Wirtschaft wird zurzeit zur fast reinen Finanzwirtschaft.

 

07. Die Finanzwirtschaft schafft Geld. Geld schafft Geld. Das ist die Zeit der Alchemisten. Die reale Welt wird aus den Angeln gehoben und auf den Kopf gestellt.

 

08. Die Zeit der griechischen und deutschen klassischen Philosophen ist vorbei. Das Denken wird zunehmend zum Algorithmus. Maschinen können nur Maschinen verstehen.

 

09. Dann ist 5.0 angebrochen. Das ist alternativlos? Die Zeit der Maschinen.

 

10. Eine andere Welt ist möglich. Dazu müssen wir unser Bewusstsein einen „Neustart“ unterziehen. Wir müssen unsere Welt wieder auf die Beine stellen, die Herrschaft über uns selbst wieder übernehmen, als der selbstbewusste und aufgeklärte Mensch.

 

Frieden (Schwerter zu Flugscharen?)

 

11. Die Mächtigen der Welt haben uns versprochen, im Jahr 2000 wird eine Zeit des Friedens beginnen. Das hat nur eine Sekunde gehalten.

 

12. Die Flugscharen wurden wieder zu Schwertern, die Schwerter der Finanzwirtschaft. Unsere Welt wird neu aufgeteilt. Die ehemaligen Eigentümer wurden von Besitzern zu Besitzlosen. Die Beziehung zum Boden (unsere Lebensgrundlage) wird aufgehoben.

 

13. Die Zeit der großen Friedenskonferenzen und Friedensdemonstrationen ist vorbei.

 

14. Die uns eingetrichterte Wahrheit der notwendigen Kriege der Kulturen sind nur Kriege des Geldes, gegen die Besitzlosen, die ihre letzte Selbstachtung als Mensch verlieren.

 

15. Der heiße Krieg wird ergänzt durch einen neuen Kalten Krieg 2.0. Handelskrieg, Krieg um die Ressourcen der Welt, Krieg gegen die Natur, Kriege um das Wissen dieser Welt, Krieg gegen die Aufklärung, Krieg der Finanzwelt gegen die reale Ökonomie, Krieg des Geldes gegen den Staat, Krieg der Kultur der Neuen Welt gegen die Alte Welt (Europa) und Krieg der Moderne gegen die Kultur von 5000 Jahren Menschheitsgeschichte. Wir sind nicht weitergekommen als im Alten Testament.

 

16. Die Schwerter sind heute schärfer im Hieb und werden nicht mehr persönlich von Menschen geführt.

 

17. Zur Umschreibung des Krieges erfinden wir eine neue Sprache.

 

18. Die räumlichen Grenzen des Krieges und der Waffen wurden aufgehoben.

 

19. Das Recht wird gebrochen, zur Erhaltung und Eroberung von Macht in jeder Hinsicht.

 

20. Eine andere Welt ist möglich. Die Macht des Geldes muss durch die Macht der Weisheit des Menschen ersetzt werden. In der Demokratie hat jeder eine Stimme und diese aufgeklärte Stimme sollte wieder gehört werden.

 

Menschlichkeit (Was ist uns das Menschsein wert.)

 

21. Die Schere des Reichtums und der Armut geht mit Lichtgeschwindigkeit auseinander.

 

22. Die urbanen Zentren werden in der Zukunft wichtige Aufgaben nicht mehr finanzieren können (Kultur, Infrastruktur, Alter, Gesundheit, Wohnen usw.).

 

23. Das Bargeld ist eine Frage der Demokratie und Freiheit. Die Abschaffung (wir sind dabei eine solche Gesellschaft zu schaffen) des Bargeldes wird uns zu Sklaven der Finanzwelt machen. Wir werden nicht mehr Herr unseres Geldes, unseres Buchgeldes sein. Geld wird auch nur noch 0 und 1 sein. Damit hört jede Freiheit auf.

 

24. Der Jugend der Welt rauben wir die Zukunft. Allein in Europa haben 20 % der Jugendlichen keine Arbeit und Millionen in Europa können von ihrer Arbeit nicht leben.

 

25. Die Schuldenfalle der Staaten ist zugeschnappt. Wir werden unsere Schulden nie wieder zurückzahlen können. Wer das Gegenteil bestreitet, beherrscht nicht das 1x1 oder sagt nicht die Wahrheit.

 

26. Die Menschen werden nur noch in „Nicht mehr sanierungsfähiges Humankapital“ oder „Gewinnbringendes Humankapital“ und Kunden eingeteilt.

 

27. Die Menschen werden immer mehr von ihrer natürlichen Herkunft abgeschnitten.

 

28. Mensch und Kultur bilden eine Einheit. Zunehmend wird Kultur nur noch ein Rechenbeispiel sein. Amazon, Google werden uns sagen, was Kultur ist.

 

29. Mensch und Zeit: Die Zeit ist nur noch eine ökonomische Kategorie. Die Veränderungen in Zeit und Raum werden immer schneller vor sich gehen. Während die Urmenschen 100.000 Jahre die Faustkeile als Arbeitsgeräte einsetzten, während der Buchdruck 500 Jahre uns begleitet hat, während das Handy nur 10 Jahre zum Telefonieren eingesetzt wird, werden technische Veränderungen vielleicht nicht mal eine Woche halten. Die Veränderung kann nicht mehr der Mensch meistern, sondern nur noch Maschinen (Algorithmen). Der Mensch wird zunehmend finanziell, geistig und körperlich ausgegrenzt.

 

30. Der Mensch, das Recht, die Kultur, die Umwelt, die Freiheit, die Demokratie und Solidarität wird von McKinsey nach der „Neunten“ bewertet und eingestuft. Die Neunte ist nicht die Neunte nach Beethoven, sondern eine betriebswirtschaftliche Rechnung.

 

Medien / Werbung / Freiheit / Kultur

 

31. Die Medien werden als vierte Gewalt bezeichnet. Daraus ergibt sich die Frage, wer kontrolliert die Einrichtungen und wie sollte die Diskussionskultur über die Aufgaben und Ziele der Medien aussehen. Es entsteht bei einer weiteren Konzentration und Machteinfluss die Frage nach der Rolle in Demokratien.

 

32. Die Massenmedien haben eine herausragende Rolle bei der Bewusstseinsbildung der Bürger einer Gesellschaft und es entsteht der Frage, wie sie diese Rolle ausfüllen. Es sind Interessenkonflikte vorprogrammiert.

 

33. Durch die Konzentration auch im Bereich der Verteilung (Presseverkauf, Buchverkauf usw.) der Printmedien z.B. durch Amazon und andere Großkonzerne gibt es eine gewaltige ökonomische und auch politische Machtkonzentration. Kleine Verlage, kleine Buchhandlungen geraten unter Druck. Die Autoren werden ausgeblutet und haben zunehmend keine Stimme mehr. Die Erzeuger der geistigen Produkte haben vom Gewinn nichts mehr. Es betrifft auch die Journalisten.

 

34. Es gibt ein offenes Geheimnis, über das man nicht gern redet. Die Kultur in Deutschland ist arm. Bücher und Filme werden reichlich produziert, und bei oberflächlicher Betrachtung findet man keinen Anlass zur Besorgnis. Aber eine nähere Betrachtung macht nachdenklich. Die Haltung der deutschen Kulturredakteure gegenüber den Kulturen der Welt ist verglichen mit der eines Goethe vor zweihundert Jahren sehr rückständig, um nicht zu sagen reaktionär. Allen gemeinsam ist: An erster Stelle kommen die US-Autoren, an zweiter die Bestseller und Berühmtheiten Italiens und Lateinamerikas, an dritter die nachgewiesenermaßen in Deutschland, der Schweiz oder in Österreich geborenen Autoren. Die übrige Welt existiert für die Leser nicht. (R. Schami 2002)

 

35. Was Rafik Schami zu Literatur und Film gesagt hat, trifft auch für die Musik im allgemeinen zu. Wenn man an das Eurovision Song Contest 2016 denkt, fällt einem nichts ein, als dass es laut, grell und bunt war und von 26 Liedern 25 in Englisch gesungen wurden.

 

36. Die Diskussion über die Rolle von öffentlichen Räumen, die Aufgaben, die Gestaltung und die kulturpolitisch-inhaltlich notwendige Zielsetzung, wird nicht offensiv geführt. Ein Beispiel: Die Städte laufen Sturm gegen ein Verbot der Werbung zu Zigaretten. Der Rechen hat gesiegt.

 

37. Der öffentliche Raum wird zunehmend kommerzialisiert und diese Entwicklung geht an den Bürgern und ihren Interessen vorbei. Während die großen Konzerne diese Plätze einnehmen, hat der Mensch, der eine Information zu einer regionalen Veranstaltung (siehe z.B. Potsdam) aushängen möchte, keine Chance ein Plakat zu veröffentlichen.

 

38. Die Gesellschaft setzt die Werbung nicht als ein Mittel der politischen Auseinandersetzung um Zukunftsfragen ein und überlässt diesen Raum den Konzernen.

 

39. Die Digitalisierung in der Gesellschaft in der Diskussion wird einseitig geführt. Dazu gebe es keine Alternativen in der Zukunft, sagt die Regierung. Es gibt aber historische Beispiele, die etwas anderes erzählen. Die Industrialisierung im 19. Jahrhundert hatte gewaltige negative Ergebnisse. Nur durch den Widerstand in der Bevölkerung sind wichtige Korrekturen erfolgt: Verbot Kinderarbeit, 8 Stundentag, Urlaub, Krankenversicherung, Mitbestimmung in den Betrieben, Streikrecht und Arbeitsschutz. So etwas Ähnliches ist in der Zeit der Digitalisierung auch notwendig.

 

40. Wenn man heute durch die Kirchen der Gotik geht und die entstandene Kultur anschaut, waren die Menschen teilweise im 12.-16. Jahrhundert weiter. Sie haben wunderbare Dinge geschaffen und auch in den folgenden Jahren sind Wunderwerke entstanden. Darauf aufbauend ist eine breite inhaltliche gesellschaftliche Diskussion notwendig.

 

Kulturlandschaften/Boden/Landwirtschaft/Natur

 

41. In der Diskussion wird immer davon gesprochen, dass Deutschland keine nennenswerten Rohstoffe besitzt. Diese Aussage ist falsch. Wir verfügen über einen reichen Ackerboden als Kulturlandschaft. Dieser Boden muss pfleglich behandelt werden, damit er nachhaltig seine Aufgaben wahrnehmen kann.

 

42. Geld, Gold, Kohle und Erz kann man nicht essen. Aber Äpfel, Kartoffeln und Salat sind unsere Lebensgrundlage. Darum müssen wir unsere Landwirtschaft neu ausrichten. „Unser täglich Brot“ sollten wir stärker achten. Gegen Artensterben, Umweltzerstörung und für mehr Vielfältigkeit müssen wir uns einsetzen.

 

43. Das Wasser ist eines der wichtigsten Elemente des Lebens. In der ganzen Welt wird dieses Element skrupellos ausgebeutet und verschmutzt, so dass es als Trinkwasser nicht mehr eingesetzt werden kann. Die zunehmende Belastung der Umwelt mit Nitratstoffen im ländlichen Raum durch Überdüngung mit Gülle, führt zu einem Kollaps der natürlichen Gewässer und des Trinkwassers. Auch andere chemische Stoffe ( ca. 100.000 verschiedene nicht natürliche Stoffe) haben eine toxische Wirkung.

 

44. Der Atommüll wird uns noch 1.000.000 Jahre als Belastung der Umwelt Sorgen bereiten. Die Lagerung des strahlenbelasteten Materials ist heute nicht gelöst. Diese Art der Energieerzeugung wird weltweit noch ausgebaut.

 

45. Die Rohstoffe wie Eisenerz, Mangan, Erdöl, Sand, Kupfer usw., sind in absehbarer Zeit nicht mehr vorhanden und abbaufähig. Mit mathematischen Modellen kann man den Zeitpunkt und deren Auswirkungen vorausberechnen.

 

46. Der Wohlstandsmüll, den wir täglich produzieren, wird in der Zukunft nicht mehr beherrschbar sein und unsere Umwelt stark schädigen (Plastikmüll in den Weltmeeren).

 

47. Umweltkrisen, Rohstoffknappheit, Armut auf der einen Seite und Reichtum auf der anderen Seite, werden die Probleme verstärken. Soziale Konfliktfelder werden aufbrechen.

 

48. Klimaveränderungen haben in der Zukunft große Auswirkungen auf soziale, kulturelle und politische Prozesse. Wir stehen erst am Anfang des Wandlungsprozesses.

 

49. Die Kulturlandschaften und die minimalen natürlichen Landschaften sind ein hochsensibles System. Einwirkungen auf der einen Seite haben Auswirkungen in anderen Bereichen. Die Beziehungen zwischen den Teilsystemen werden nicht beherrscht. Die Entwicklungen können katastrophale Auswirkungen haben.

 

50. Gewaltige Lobbyverbände der Industrie, der Saatguterzeuger, der Düngemittelproduzenten, der Eigentümer von großen Viehställen und die Produzenten von Arznei, in Verbindung mit der Politik, wollen ein Status Quo erhalten und keine Veränderung zu einer nachhaltigen Entwicklung zulassen.

 

Demokratie und Parlamentarismus/Recht/Europa

 

51. Europa muss täglich neu verteidigt werden und neu gedacht werden.

 

52. In Europa hat man den Eindruck, dass die Demokratie durch eine Bürokratie ersetzt wird. Eine offene Diskussionskultur findet für den Bürger nicht statt. Das ist aber eine wichtige Voraussetzung für Akzeptanz, Bürgernähe und ein politisches Bewusstsein für Europa.

 

53. Im Land Brandenburg gingen bei der letzten Wahl 2014 nur 47,9% der Wähler zur Wahlurne. In der Uckermark waren es nur 42%. Das ist nicht die ganze Wahrheit. Mit einem Schlag hat die Partei AfD im Land Brandenburg 12,2% geholt. Das sind 38,2% gegenüber der SPD oder 196,7% gegenüber den Grünen.

 

54. In den Gemeinden und den Gemeinde-Verbänden haben die Parteien erheblichen Einfluss verloren. Wählerliste, Feuerwehr usw. haben die Plätze der Abgeordneten der Parteien eingenommen. Damit ergeben sich vollkommen neue Fragen bezüglich einer Demokratie, die sich auf die Rolle der Parteien stützt. Die Parteien haben eine führende Funktion im politischen Meinungsbildungsprozess gegenüber den Bürgern.

 

55. Parlamentarismus: Die Politik muss Prozesse kommentieren und den Ausgleich der Interessen sichern, was sie zurzeit nur minimal tut. Es gibt ein Problem mit den Lobbyistenvertretern. Seit 2013 sind über 1000 Hausausweise für den Bundestag für 400 Konzerne, Verbände und Organisationen ausgegeben worden. Im Europäischen Parlament (Brüssel) kommen auf einen Abgeordneten 20 Lobbyisten.

 

56. Es ist der 06.02.2015 und im Bundestag läuft eine Aussprache. Es geht um die Direktübertragung einer Tagung des Bundestages mit dem Tagesordnungspunkt „Konversion der Rüstungsindustrie in zivile Wirtschaft“. Von 631 Parlamentariern sind in der Arbeitszeit des Bundestages 45 anwesend. Das sind 7,13%. Der gleiche Zustand ist auf der Regierungsseite festzustellen.

 

57. Die Diskussion über die Ausgestaltung des Rechtssystems (einschließlich des Steuerrechts) ist überfällig. Man scheut sich vor einer gesellschaftlichen Auseinandersetzung. Die Probleme werden vertagt.

 

58. Das Recht für die Bürger wird ein Recht der Macht, weil es die Bürger nicht mehr erreicht und von ihnen nicht verstanden wird. Die Diskussion über TTIP ist ein Musterbeispiel einer verfehlten Demokratie-Auffassung. Recht, Parlamentarismus und Demokratie sind eine Einheit.

 

59. Die Ziele der Menschenrechte müssen jeden Tag in ihrer Wirkung überprüft werden. Es gibt keinen Automatismus in der Ausgestaltung des konkreten internationalen und nationalen Rechts. Die Rechte der Kinder , die Rechte der Frauen, die Rechte der Jugend usw. sind immer noch ein Problem. Das ist Deutschland. Die gegenwärtigen Entwicklungen in der Welt sind katastrophal. Krieg, Ausbeutung, Hunger und Durst, Kindersterblichkeit, Kriminalität sind nur einige Fragen, die nach einer Lösung verlangen. Wir haben eine Mitverantwortung für die Situationen.

 

60. Neben den vielen wichtigen Fragen ist die Auseinanderdriftung der Entwicklung der Großstädte und der Dörfer/Kleinstädte z.B. in Deutschland ein Problem. Diese Probleme sind an eine Entwicklung der Infrastruktur gekoppelt (öffentlicher Nahverkehr). Wenn Bürger keine Busverbindung haben, können sie bestimmte Menschenrechte nicht wahrnehmen.

 

Städte/Gemeinden und Architektur/Infrastruktur

 

61. In den Städten und Dörfern wurde die Infrastruktur vollkommen verändert. Innerhalb von Jahren sind bestimmte Einrichtungen total zerschlagen und geschlossen worden. Als Beispiel kann man die Entwicklung der Post hervorheben. Bis 1993 gab es in Brandenburg 2315 Postämter und Poststellen. Es gibt heute keine Post mehr. In Land Brandenburg sind noch 399 Partnerfilialen, 32 Postbankfinanzcenter und 332 Paketshops vorhanden.

 

62. Auch die Telekom wurde privatisiert. Das Problem ist, dass die entstandenen Telekommunikationskonzerne die Aufgaben der Gesellschaft (auch für die Wirtschaft) nicht bewältigen wollen. Der Staat musste mit Milliarden Steuergeldern eingreifen, um negative Entwicklungen auszugleichen. Die Ziele der Privatisierung sind damit gescheitert.

 

63. Die vier größten Handelsorganisationen des Einzelhandels beherrschen 85 % des Marktes. Das führt zu einem gewaltigen Druck auf alle Beteiligten des Prozesses (Erzeuger, Stadt und Gemeinde, kleine Händler und Konsument). Flächenverbrauch, Zerstörung von Innenstädten, Preisverfall, Qualität bei den Lebensmitteln, Vereinsamung des Menschen im Prozess des Kaufablaufs. Der Mensch ist überfordert bei der Produktauswahl.

 

64. Die Stadt, die in der Geschichte der Menschheit eine große Rolle gespielt hat, verliert zunehmend ihre Stellung eines demokratisch geführten Gemeinwesens. Die Entwicklung der Städte in der Renaissance, die mit dem Absolutismus beendet wurde, wurde nicht mehr annähernd erreicht. Kunst, Stadtentwicklung, Handel, Wissenschaft, Architektur hatten einen hohen Stand erreicht. Seitdem kämpfen die Städte wieder um eine neue Renaissance ihrer Erscheinung und Gestaltungsmöglichkeit.

 

65. Der Flächenverbrauch in Deutschland beträgt am Tag ca. 70 ha. Jeden Tag verlieren wir Lebensraum, der mit Beton „veredelt“ wird. Die Entwicklung wurde nicht gestoppt. Autobahnen, Fernverkehrsstraßen, große Einkaufszentren, überdimensionierte Wirtschaftsflächen sind immer noch ein großes Problem. Der Widerstand entwickelt sich nur ganz langsam.

 

66. Die Gesellschaft in Deutschland (Bundestag, Regierung, Landtage, Städte, Gemeinden, Vereine, Verbände) nimmt ihre politischen und kulturellen Gestaltungsmöglichkeiten minimal war. Man möchte es dem Markt überlassen. Der Staat nimmt sich zurück. Das Problem ist, dass die damit gestiegenen Kosten des notwendigen Umbaus der Gesellschaft der Allgemeinheit angelastet werden. Mietenexplosionen auf der einen Seite in den Großstädten und Verarmung und Entvölkerung auf dem Lande auf der anderen Seite sind das Ergebnis.

 

67. In den Städten findet zurzeit ein großer Verdrängungswettbewerb statt. Alteingesessene Bürger werden aus ihren Wohnungen verdrängt und sie werden in Randlagen angesiedelt.

 

68. Der öffentliche Nahverkehr im ländlichen Gebiet hat nachgelassen. Manches Dorf wird gar nicht angefahren oder nur zweimal am Tag. Die Situation wird von Jahr zu Jahr schlechter.

 

69. In etwa 60 großen Städten in Deutschland wurde der Straßenbahnverkehr eingestellt. Den Sieg des Busses hat man als Fortschritt gefeiert und jetzt hat man gemerkt, dass es ein Pyrrhus-Sieg wurde durch die wachsende Umweltbelastung.

 

70. Der Bürger muss wieder aufstehen und seine Angelegenheiten in die eigene Hand nehmen und nicht nur den Politikern und Spezialisten überlassen .

 

Wirtschaft (Nachhaltigkeit und Humanismus) Finanzen

 

71. Wachstum allgemein, Wachstumsgier, Wachstumsbesessenheit und Wachstumspolitik sind Begriffe, die alle einen hohen Stellenwert haben. Es gibt Wachstumsbeschlüsse der Parteien (CDU), weil sie alle Antwort auf die Probleme unserer Zeit in dieser Strategie finden. Das sei alternativlos, sagen sie.

 

72. Die Gewinne werden privatisiert und die Verluste sozialisiert.

 

73. Das Jahr 2015: Die Menschheit lebt über ihre Verhältnisse und sprengt ihren Kreditrahmen: Alle natürlichen Ressourcen, die ab dem 13. August 2015 verbraucht wurden, konnte die Erde in diesem Jahr nicht mehr regenerieren. Grundlage für die Berechnungen ist der so genannte ökologische Fußabdruck. Darin spiegelt sich wieder, wie stark der Mensch das Ökosystem und letztlich die Erde beansprucht, um etwa Energie, Nahrung und Holz zu gewinnen.

 

74. Der Wettbewerb wurde zur absoluten neuen Lehre. Es ist eine politische und keine rein wirtschaftliche Kategorie. Der wirkliche Wettbewerb im klassischen Sinne (gleiche Chancen, gleiche Bedingungen, gleiche Ziele) findet nicht mehr statt. Die 10 größten Konzerne der Saatgutbranche haben einen Marktanteil von über 60% in der Welt. Das hat negative Folgen für die Pflanzenvielfalt und die Lage der Kleinbauern.

 

75. Im Jahre 2017 wurde eine neue Art des Handelskrieges ausgerufen. Die USA sagt: Wir zuerst. Und dann der Rest der Welt. Dieser Politik wird alles andere unterworfen: Außenpolitik, Sicherheitspolitik, und Umweltpolitik.

 

76. Der Begriff der Solidarität ist ein uralter Begriff des Zusammenlebens der Menschen. Mit der neoliberalen Politik der westlichen Welt wurde alles getan, dieses Wort aus dem Gedächtnis der Völker zu streichen. Gewerkschaften wurden zerschlagen, Mitbestimmung ausgehöhlt, Rechte der Arbeitnehmer gekürzt und die Solidarität der Völker untereinander beendet.

 

77. Der Ressourcenverbrauch an Wasser, Boden, Natur, Energie und Rohstoffen wird intensiviert. Es gibt keine Grenzen für diese Politik. Die Folge ist eine verfehlte wirtschaftliche Entwicklung.

 

78. Die 62 Reichsten der Erde haben mehr Vermögen als 50 % der Weltbevölkerung. Das hat gravierende Auswirkungen auf soziale Prozesse, Demokratie, Wirtschaft und den Zusammenhalt der Gesellschaft.

 

79. Durch die gegenwärtige Art des Wirtschaftens wird eine riesige Summe an Reichtum auf der einen Seite angehäuft und auf der anderen Seiten wird die Armut zementiert.

 

80. Alle reden von 4.0 in der Wirtschaft, die auch Auswirkungen auf das zivile, private Leben der Menschen haben wird. Die Antworten auf die vielen Fragen, die 4.0 hervorruft, bleibt die Politik dem Bürger schuldig. Es gibt immer nur eine Antwort: Alles wird gut.

 

Wissen und Lernen (Wem gehört das Wissen?)

 

81. Wissen ist Macht. Wer sich dieses Wissen aneignet und rechtlich sichert, hat absolute, uneingeschränkte Macht. Damit wird Wissen zu viel Geld gemacht.

 

82. Das Analphabetentum muss bekämpft werden: Indonesien 45 %, Ägypten 16 %, Algerien 85 %, Saudi Arabien 95 %, Afghanistan 35 %, Indien 20 % (256 Millionen) und Deutschland 10 %.

 

83. Die Arbeit ist eine Möglichkeit, sich Wissen anzueignen. Wer keine Arbeit hat, hat weniger Möglichkeiten, Wissen zu erwerben. Er ist teilweise von der Schule des Lebens ausgeschlossen.

 

84. Die Jugendarbeitslosigkeit in Europa muss bekämpft werden: Griechenland 46 %, Spanien 44 %, Italien 39 %, Kroatien 30 %, Portugal 28 %, Frankreich 26 %, Belgien 21 %.

 

85. Die Bibliotheken waren lange Zeit ein Zentrum des Wissens. Das Internet übernimmt zunehmend die Bewusstseinsbildung und Wissensaneignung des Menschen. Damit verschiebt sich die Rolle der Zeitungen (Presse), des Fernsehens, der Bibliotheken und anderer Zugangswege.

 

86. Vor einigen Jahren hatte der Staat eine Hoheit über das Wissen und es war weitestens kostenlos. Schule und Bibliotheken standen allen offen.

 

87. Die Wissensaneignung erfolgt durch neue technische Möglichkeiten (Handy, PC, Internet). Dadurch haben einige Bevölkerungsgruppen nicht mehr den barrierefreien Zugang zu Wissen und das aus unterschiedlichen Gründen (Geld, Technik, Überforderung, körperliche Beeinträchtigung usw.).

 

88. Das Internetwissen bestimmt zunehmend die Wissensaneignung. Bei den klassischen analogen Lexika haben Wissenschaftler oft jahrelang um Begriffe und Deutungen gerungen. Heute findet es kaum mehr statt. Richtig oder falsch, rechts oder links, oben oder unten usw., die Antwort wird dem Wissenssuchenden weitestens selbst überlassen.

 

89. Es gibt eine Konkurrenz zwischen Mensch und Maschinen, so dass der Mensch nicht mehr der alleinige Urheber von Wissen ist. Zunehmend werden Maschinen und Algorithmen zur Weitergabe, Erzeugung und Speicherung von Informationen eingesetzt.

 

90. Bestimmte Daten (Wissen) werden von Konzernen gesammelt und gespeichert. Es sind private Daten und die Gesellschaft hat keinen Zugang zu ihnen und weiß nicht, wann und zu welchen Zwecken sie genutzt werden.

 

Zukunft der Menschen

 

91. Aufklärung ist die wichtigste Aufgabe der Gegenwart und Zukunft. Reden, schreiben, dokumentieren, drucken, diskutieren, streiten, lesen und neu formulieren, wenn man falsch liegt, sind Aufgaben unserer Zeit.

 

92. Eine neue Art der Völkersolidarität ist notwendig und die Art der Völkerverständigung muss durch viele Aktivitäten untermauert werden. Friedenskonferenzen der Völker, Wirtschaftskonferenzen, Umweltkonferenzen usw.. Der Druck der Straße (Demonstrationen, öffentliche Veranstaltungen jeder Art und Streitgespräche über Fragen unserer Zeit und deren Lösungsmöglichkeiten) muss wieder eine Option werden.

 

93. Den Lösungen, die immer wieder vorgeschlagen werden von der Politik und den sogenannten Spezialisten, müssen auch Lösungsvorschläge der Bürger gegenüber gestellt werden.

 

94. Wir sind an einer Zeitenwende, was nicht nur das Klima betrifft. Die Umwelt, die Demokratie und der Parlamentarismus sind auch betroffen. Es besteht die Notwendigkeit, neue Fragen zu stellen, Lösungen vorzuschlagen und für die Lösungen auf unterschiedliche Art zu streiten.

 

95. Willy Brandt 1990 in Potsdam: Wir müssen uns keine Sorgen machen um die Leute, die in der 1. Klasse des Zuges mitfahren. Die kommen schon zurecht. Vielmehr müssen wir uns sorgen um die Leute, die in der 2. Klasse mitfahren müssen Das sagen auch im übertragenen Sinne die katholische und evangelische Kirche. Der evangelische Kirchenverband Köln formuliert 2016 folgende Aussage: „Der Planet Erde braucht eine neue Reformation“.

 

 

ENOS / 95 Thesen (Grüner Weg 13, 14552 Michendorf)


www.95-thesen.eu